MANJA EBERT
Videos und Installationsansichten
BRUBBLE, 2023, Daten-Skulptur
Die Skulptur referenziert die Datenmengen, die für und auf Internetplattformen produziert und konsumiert werden. Über vierzig Smartphones bilden eine vertikale Struktur als Metapher einer Serverfarm. Die umgedrehten Displays zeigen Videos aus den gängigen Sozialen Netzwerken. Unregelmäßig wechselt die Installation in einen System-Status. Die Displays beginnen zu blinken, während die Videos aktualisiert werden.
Die Arbeit transformiert die Prozesse des unsichtbaren Datenverbrauchs und den Mechanismus der Hintergrundaktualisierung auf den Sozialen Medien in eine Video- und Lichtinstallation. Sie provoziert Fragen zum Umwelteinfluss von Online-Mediennutzung und einer Content Culture, in der stets neue Inhalte (re-) produziert und geteilt werden sollen.
I’ll be there, 2018, interaktive Video-Installation mit Sound
I’ll be there reflektiert einen Zustand ständiger Selbstbespiegelung durch Technologie. Im Aufbau gleicht sie einem Video-Altar, der das eigene Gesicht, erweitert um ein Face Tracking, widerspiegelt. Über ein Touchpad werden Computer-gesungene Samples missverstandener Liebeslieder aktiviert. Die Arbeit wirft einen kritischen Blick auf Überwachungstechnologie in Unterhaltungskommunikation und erzeugt spielerisch ein unheimliches Spannungsfeld zwischen Selbstbeobachtung und Fremdüberwachung.
Jane/John, 2020, 2-Kanal-Videoinstallation
Die Videoinstallation Jane/John greift den offiziellen Gender-Swap-Filter der App Snapchat auf. Der Filter modifiziert die Gesichtszüge der Nutzer*in mittels Maschine Learning mit Merkmalen die als weiblich und männlich assoziiert werden. Männer haben ein breites Kinn und Gesichtsbehaarung. Frauen haben kleine, zartere und weichgezeichnete Gesichtszüge.
In der Installation stehen die Modifikationen der Künstlerin nebeneinander: Jane - gelesen als weiblich und John - gelesen als männlich. Die Arbeit untersucht die visuellen Marker von Geschlechterzugehörigkeit und deren Repräsentation und fragt nach der Rolle von Datensätzen in der Erzeugung von stereotypen Geschlechterbildern innerhalb von Unterhaltungsmedien.
HARD FEELINGS (in Produktion), 2024 Video-Installation
HARD FEELINGS befasst sich mit dem Thema der romantischen Liebe und der Partnerschaft in der modernen Gesellschaft und stellt einen fragilen Status moderner Beziehungen fest. Sie untersucht den gesellschaftlichen Wandel von Dating-Kultur und Konsumverhalten und behandelt Themen der Hypervisualität, Geschlechterbeziehungen und Technologie.
Die Arbeit zielt darauf ab, eine kritische Diskussion über die Auswirkungen des Kapitalismus auf die Liebe zu fördern, indem sie den Einfluss und die Marktmechanismen der Unterhaltungsmedienkultur untersucht und wie diese die Rezeption des Selbst und der Zweisamkeit in der Gesellschaft formen und verändern.
ALL EYES ON US, 2016, Interaktive Videoinstallation für neun Bildschirme und Keyboard
ALL EYES ON US ist eine künstlerische Analyse des Popstars Britney Spears. Auf Grundlage von Musikvideos aus den Jahren 1998-2011 performt eine verhüllte Tänzerin ausgewählte Songzitate in Kostüm und Choreografie des Musikvideos. Die extrahierten Figuren zeigen auf je einem Monitor stereotype Frauenfiguren wie Lolita, Mutter, Bitch oder Performer. In der halbkreisförmigen Installation steht der Betrachter im Zentrum und bringt die Figuren über das Keyboard in einem Dialog miteinander.
sleepingsquad, 2016, skulpturale 9-Kanal-Videoinstallation mit Sound
Die Videoinstallation sleepingsquad arbeitet mit Videos der Community Plattform younow.com, auf der sich Menschen während des Schlafens live streamen. Obgleich in einem intimen, unbewussten und normalerweise unbeobachteten Zustand, setzen sich die Protagonisten aktiv für die Kamera in Szene. In der Installation als Gruppe formiert, legt sich nicht nur die Privatsphäre der Streamenden, sondern auch die Ökonomie des Internet durch die Einblendung der Anzahl von ZuschauerInnen, Likes und Shares frei.
Listen, 2015, raumgreifende Videoinstallation mit Sound
Die immersive Videoinstallation Listen beschäftigt sich mit Identitätskonstruktionen und Selbstdarstellung von Kindern und Jugendlichen im Internet. Jungen und Mädchen singen Coversongs von bekannten Popstars. Ihre Individualität und Einzigartigkeit verliert sich in der Gleichartigkeit der Performance der Protagonisten, deren Gesichter wie am Fließband über den Video-Kubus ziehen. Aus dem flächigen Soundteppich ertönen vereinzelt lautere Stimmen, zu kurz aber um wirklich gehört zu werden.
Sour Candy, 2018, skulpturale Videoinstallation
Sour Candy ist eine poetische Auseinandersetzung dem Internet als soghaftem Kommunikationsraum, der in seiner komplexen, non-linearen Interaktion zwischen Selbstermächtigung und Kontrollverlust, vor allem durch die subjektive Deutung der Wörter entsteht. Sie ist der Versuch einer Gefühlsbeschreibung, als Reflexion auf den never-ending Feed, kuratierter Selbsterfahrung, oddly satisfying ASMR Videos und dem steten Impuls zum Aktualisieren.